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       Beiträge zur Erkenntnistheorie Nichts ist in unseren Sinnen, bevor es in unserem Verstand war.  | 
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      Paradigma und ErklärungsprinzipMit der Entstehung der gesellschaftlichen Erkenntnis vollzogen sich einschneidende Veränderungen der individuellen menschlichen Psyche. Die individuellen psychischen Bilder werden mittels der gesellschaftlichen Erkenntnis konstruiert und erhalten so bereits bei der Konstruktion einen sozialen Inhalt. Die ideellen Bilder der gesellschaftlichen Erkenntnis werden bereits bei der Konstruktion des individuellen psychischen Bildes zu seiner bestimmenden Komponente. Die 
      gesellschaftliche Erkenntnis bildet so den Rahmen, in dem individuelle 
      Erkenntnis stattfinden kann, sie bildet den Erkenntnisraum der 
      individuellen Erkenntnis. Erst durch Forschen kann der die individuelle 
      Erkenntnis begrenzende Rahmen durchbrochen und der individuelle 
      Erkenntnisraum erweitert werden. Der gesellschaftliche Erkenntnisraum der 
      anderen Mitglieder des „Denkkollektivs“ (Fleck) 
      beispielsweise der wissenschaftlichen Schule kann nur erweitert werden, 
      indem diese die neue individuelle Erkenntnis durch Lernen aneignen und zu 
      ihrem gemeinsamen neuen Erkenntnisraum machen. Paradigma und ErklärungsprinzipDer Erkenntnisraum der wissenschaftlichen Erkenntnis ist unter verschiedenen Aspekten selbst Gegenstand wissenschaftlicher Erkenntnis. In soziologischer Sicht wurde die 
      wissenschaftliche Erkenntnis u.a. von Thomas Kuhn (1922 bis 1996) 
      untersucht. Der gesellschaftliche Erkenntnisraum der Forschung bildet wird 
      von ihm als „Paradigma“ bezeichnet, den Rahmen bildet, in dem sich 
      Forschung vollzieht. „Normale Wissenschaft“ ist dagegen darauf gerichtet, 
      diesen Rahmen weiter auszufüllen ohne ihn zu verlassen. Im Unterschied zum 
      Lernen kann es bei der Forschung auch dazu kommen, dass dieser Rahmen der 
      gesellschaftlichen Erkenntnis durchbrochen und der gesellschaftliche 
      Erkenntnisraum erweitert werden. Darin bestehen „wissenschaftliche 
      Revolutionen“ (Kuhn). ·        
      was beobachtet und überprüft wird,
       Darüber hinaus hat der Terminus „Paradigma“ noch eine 
      subjektive, psychologische Komponente. Ein Paradigma ist „allgemein 
      anerkannt“, d.h. es wird von einer „wissenschaftlichen Schule“ oder in 
      einer historischen Epoche für richtig („wahr“) gehalten und bedarf keiner 
      Verifikation mehr. Es ist eben eine Meinung. (→Sapir-Whorf-Hypothese) Paul Feyerabend (1924–1994) kritisiert diesen Zustand 
      vehement und entwickelt die Auffassung, dass Mythen, Märchen und 
      Religionen ebenfalls als Erkenntnisräume anerkannt werden müssen. In 
      seiner Schrift „Wider den Methodenzwang“ kommt er zusammenfassend zu 
      folgendem Ergebnis: In methodologischer Sicht wird die 
      Beziehung zwischen Paradigma und normaler Wissenschaft von Judin (1930 bis 
      1976) untersucht. Er unterscheidet zwischen Gegenstandsbeschreibung und 
      Erklärungsprinzip. Diese Begriffe haben bei Judin funktionelle Bedeutung, 
      sie bilden die Funktion von Begriffen und Kategorien im Erkenntnisprozess 
      ab. Ein und derselbe Begriff kann einmal eine Gegenstandsbeschreibung und 
      in anderem Zusammenhang ein Erklärungsprinzip sein. Die Begriffe "Paradigma" und "Erklärungsprinzip" 
      bezeichnen also weitgehend denselben Sachzusammenhang, nämlich die 
      Tatsache, dass individuelles Erkennen nur in einem dem →Lernen wie 
      dem →Forschen vorausgesetzten gesellschaftlichen Erkenntnisraum 
      stattfinden kann, der Möglichkeiten und Grenzen individuellen Erkennens 
      bestimmt. Erkenntnistheoretische ParadigmataDie folgenden Beispiele für erkenntnistheoretische Paradigmata belegen einerseits, dass auch erkenntnistheoretische Darstellungen stets in einem bestimmten Erkenntnisraum erfolgen. Sie geben andererseits bestimmte Positionen zu Themen wieder, die bei allen erkenntnistheoretischen Darstellungen Teil der paradigmatischen Positionen sein müssen, auch wenn das nicht oder nicht expliziert reflektiert wird. Aus linguistischer Sicht 
      wird der Einfluss der gesellschaftlichen Erkenntnis auf das individuelle 
      Denken in der →Sapir-Whorf-Hypothese 
      abgebildet. Sie besagt, dass die Art und Weise, wie ein Mensch denkt, 
      stark durch die semantische Struktur seiner Muttersprache beeinflusst 
      wird.  In erkenntnistheoretischer Sicht wird dieser Sachverhalt als das Verhältnis von Theorie und Empirie bearbeitet. Rationalistische Auffassungen verweisen darauf, dass es Erfahrungswissen ohne ein gegebenes theoretisches Konzept nicht möglich ist und lehnen empiristische Erkenntniskonzepte ab. Descartes „Ich denke, also bin ich“ und Kants a priori gegebenen erfahrungsunabhängigen Begriffe wie Raum und Zeit sind klassische Formen rationalistischer Erkenntnistheorie. In evolutionstheoretischer Sicht geht 
      es um die Evolution der menschlichen Erkenntnisfähigkeit. Die 
      evolutionären Erkenntnistheorie interpretiert die im Verlauf der 
      biotischen Evolution entstandene anatomische und funktionelle Ausstattung 
      des Nervensystems als den Erkenntnisapparat, der als determinierendes und 
      limitierendes System der Voraussetzungen des Denkens betrachtet wird. Die 
      in diesem Ansatz gewählte biologistische Sicht führt folgerichtig zu einem 
      biologistische Verständnis des Kulturellen. Kultur wird als Leistung der 
      biotischen Ausstattung des menschlichen Individuums verstanden. Das führt 
      dann folgerichtige zu der Auffassung, dass der Mensch biologisch unfähig 
      ist, die von ihm hervorgebrachte Kultur auch zu beherrschen.  So schreibt Konrad Lorenz, der zu den Begründern der evolutionären Erkenntnistheorie gehört. Diese Denkrichtung hat sich heute von Noam Chomski begründet als „evolutionäre Psychologie“ etabliert. Diese nativistische Auffassung geht davon aus, dass die psychischen Eigenschaften des Menschen evolutionär entstanden und darum genetisch bedingt sind. Das wird auch für die menschliche Sprache angenommen, für die von Pinker ein „Sprachinstinkt“ postuliert wird. In kulturtheoretischer Sicht entwickelt Merlin Donald dagegen ein Paradigma, das die Kultur als Voraussetzung und bestimmenden Determinante von Bewusstsein und Erkenntnis setzt. Im Prolog zu seinem Buch „Triumph des Bewusstseins“ führt er aus: „Der Grundgedanke dieses Buches 
      ist, dass die Einzigartigkeit des menschlichen Geistes nicht auf seiner 
      biologischen Ausstattung beruht, deren Hauptmerkmale auch bei vielen 
      Tieren zu finden sind, sondern auf der Fähigkeit, Kulturen aufzubauen und 
      sich an sie zu assimilieren.... Wenn Donald auch keine speziell erkenntnistheoretischen Analysen vornimmt, seine Position zu erkenntnistheoretischen Problemen wird von dieser kulturtheoretischen Prämisse bestimmt und erfüllt so eine paradigmatische Funktion. Für eine subjekttheoretische Sicht 
      bietet sich zunächst der Konstruktivismus (  | 
      
 
 
 
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© Dr. G. Litsche 
2009
Letzte Bearbeitung:
07.10.2012