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Subjekte Menschen können nur als Menschen sein, indem sie einander Subjekte sind. |
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Paradigmata |
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Der Tätigkeitsbegriff Leont´evsDie vollständigste Fassung erfuhr das Tätigkeitsparadigma durch den Psychologen A. N. Leont´ev.
Als Psychologe hatte er sich
auch umfangreiches Wissen auf dem Gebiet der Verhaltensbiologie
angeeignet, die damals vom Behaviorismus dominiert war. Dieses Wissen
orndete er unter dem Aspekt der Tätigkeit neu .
"Mit dem Entstehen des Lebens
entsteht vor allem eine neue Form der Wechselbeziehung der
zusammenwirkenden Körper. In der unbelebten Natur äußert sich diese
Wechselwirkung in einer ununterbrochenen, mehr oder weniger langsamen
Veränderung der Körper, die allmählich zerstört und in andere umgewandelt
werden....Unterbräche man die Wechselwirkung (sofern das physikalisch
möglich wäre), dann könnte man einen anorganischen Körper unverändert
erhalten. Indem die Natur als einheitliches Ganzes
aufgefasst wird, wird Leben nicht außerhalb der leblosen
Natur angesiedelt , sondern als organischer Teil des Naturganzen, in dem
prinzipiell die gleichen Gesetzmäßigkeiten gelten. Die lebende Natur wird
so als Teil des Naturganzen abgebildet, die sich nur durch die Spezifik
ihre Wechselwirkung mit der leblosen Natur auszeichnet. "Das Verhältnis des lebenden Körpers wandelt sich dagegen auf der Stufe des organischen Lebens. Der organische Körper verändert sich, indem er sich selbst erhält, wächst und vermehrt; es handelt sich bei ihm um einen aktiven Prozeß. Der unbelebte Körper dagegen wird durch äußere Einwirkungen verändert. Dieser Sachverhalt läßt sich auch anders ausdrücken: Der Übergang von den Formen der Wechselwirkung, die der anorganischen Welt eigen sind, zu Formen, wie sie für die lebende Materie typisch sind, findet seinen Ausdruck in der Tatsache, daß einerseits ein Subjekt und andererseits ein Objekt der Einwirkung hervorgehoben werden kann." (1964, S. 26) Damit ist zunächst das Subjekt als Glied einer zweistelligen Relation bestimmt. Die selbst Relation bezeichnet er als "Tätigkeit": "Wir werden die spezifischen Prozesse, die ein Lebewesen vollzieht und in denen sich die aktive Beziehung des Subjekts zur Wirklichkeit äußert, von anderen Vorgängen abgrenzen und als Prozesse der Tätigkeit bezeichnen." (1964, S. 29) Im Folgenden führt er den Begriff des Objekts zum Begriff des Gegenstandes weiter. "Zugleich wollen wir auch den Begriff des Gegenstandes einengen, der gewöhnlich in doppeltem Sinne verwendet wird: im weiteren Sinne als Ding, das in irgendeinem Verhältnis zu anderen Dingen steht, und im engeren Sinne als etwas, was uns gegenübersteht (deutsch „Gegenstand“), was uns entgegentritt (lat. „objectum“), worauf sich die Aktion richtet, das heißt als etwas, zu dem das Lebewesen in Beziehung tritt und das es zum Gegenstand seiner Tätigkeit macht, und zwar gleichgültig, ob es sich um eine innere oder eine äußere Tätigkeit handelt (beispielsweise Gegenstand der Nahrung, Gegenstand der Arbeit, Gegenstand der Überlegungen). In unseren weiteren Ausführungen werden wir den Begriff „Gegenstand“ in diesem engeren, speziellen Sinne gebrauchen." (Ebenda) In dieser Formulierung ist das Subjekt die bestimmende Komponente, das Subjekt macht etwas zu seinem Gegenstand. Deshalb verwundert es etwas, wie Leont´ev fortfährt: "Jegliche Tätigkeit eines Organismus richtet sich auf diesen oder jenen Gegenstand; eine gegenstandslose Tätigkeit ist undenkbar. Wollen wir also die Tätigkeit betrachten, dann müssen wir vor allem hervorheben, was ihren tatsächlichen Gegenstand bildet, das heißt das Objekt der aktiven Beziehung des Organismus." (Ebenda) Und wenige Zeilen später, nachdem er diesen Gedanken an Beispielen illustriert, schreibt er dann: "Die mannigfachen Tätigkeiten, die die vielfältigen Lebensbeziehungen des Organismus zur ihn umgebenden Wirklichkeit realisieren, werden wesentlich durch deren Gegenstand bestimmt. Deshalb werden wir vom Gegenstand ausgehen, wenn wir zwischen einzelnen Arten der Tätigkeit unterscheiden." (Ebenda) Von dieser Feststellung ist es zum Begriff der Reizbarkeit nur noch ein Schritt. Nur wenige Zeile später heißt es dann auch: "Die wichtigste Besonderheit der Wechselwirkung lebender Organismen mit ihrer Umwelt besteht – wie wir sahen – darin, daß jede Antwort (Reaktion) des Organismus auf eine äußere Einwirkung ein aktiver Prozeß ist und auf Kosten der Energie des Organismus vollzogen wird.Die Eigenschaft der Organismen, unter dem Einfluß von Umwelteinwirkungen in Tätigkeit zu geraten, das heißt ihre Reizbarkeit, ist eine grundlegende Eigenschaft jeder lebenden Materie: sie ist eine notwendige Voraussetzung des Stoffwechsels und damit auch des Lebens." (S. 30) Damit war Leont´ev wieder bei seinem Ausgangspunkt, dem Begriff der
Reizbarkeit aus Ausgangspunkt des Psychischen angekommen. Mit diesem
Übergang zur Terminologie des Behaviorismus hatte er aber die bereits
gefunden autonome Aktion wieder zur Reaktion degradiert und
das autonome Subjekt ging - wie schon bei
Lorenz und von
Holst - wieder verloren. Das autonome Subjekt kann nur unter
konsequenter Vermeidung der behavioristischen Terminologie dargestellt
werden. |
Angemerkt:
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Zitiertes: |
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Weiterführende Links: International Society for Cultural and Activity Research (ISCAR)) International Cuktural-histotical Human Sciences (ICHS) |
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Weiterführende Literatur: Leontjew, Alexej N. (1964): Probleme der Entwicklung des Psychischen. Berlin: Volk und Wissen. Leontjew, Alexej N. (1982): Tätigkeit, Bewusstsein, Persönlichkeit. Köln: Pahl-Rugenstein |
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© Dr. G. Litsche
2006
Letzte Bearbeitung:
27.11.2010