Subjekte

Menschen können nur als Menschen sein, indem sie einander Subjekte sind.

Paradigma • About • Glossar ↑ • Theoretische Anthropologie • Über mich • History • Impressum •  BlogRSS 2.0

Nach oben Übersicht Die Planmäßigkeit Fließgleichgewicht Instinkte Reafferenz Tätigkeitsbegriff Konsequenzen Gerichtete Evolution Mutabilität Konvergenz Frankfurter Theorie Pyche/Erkennen Subjektwissenschaft

Mutabilität

Gewöhnlich werden Mutationen als zufällige Kopierfehler bei der Replikation des genetischen Materials bei der Zellteilung interpretiert, die durch unterschiedliche Umwelteinwirkungen (Mutagene) ausgelöst werden. Spontanmutationen werden eher als Ausnahmen interpretiert. Dem widerspricht aber beispielsweise die empirisch gesicherte Erkenntnis der Konstanz der Mutationsrate. Die von Populationen oder Arten, die durch eine bestimmte Rate regelmäßig auftretender Mutationen gekennzeichnet sind, legt die Annahme zumindest nahe, dass diese Mutationsrate kein Fehler der Natur, sondern ein Ergebnis von Selektion ist, das ebenso überlebensnotwendig ist wie alle anderen stabilen Eigenschaften der Lebewesen. Bezieht man Überlegungen ein, welche die natürliche Entstehung der Fähigkeit zum Autodesign dargestellt wurden (), dass die Rate "spontaner" Mutationen durch die Organisation der DNA- Replikation bedingt ist und keiner Umwelteinflüsse bedarf.
Mutabilität ist folglich notwendiges Merkmal individueller lebender Systeme und kann nicht auf zufälligen Fehlern beruhen, sondern ist notwendige Bedingung der Erhaltung der biotischen Phase und Resultat der Selektion, Mutationen finden unabhängig von äußeren Einwirkungen statt. Zufällige Einwirkungen sind eher hinderlich.

Diese These wird beispielsweise von Arber gestützt, der die Existenz von „Evolutionsgenen“ postuliert,

„... deren primäre Funktion es ist, der biologischen Evolution zu dienen, beispielsweise bei der DNAUmstrukturierung, bei der Ermöglichung oder der Beschränkung des horizontalen Gentransfers oder bei der nachhaltigen Bildung von lokalen Sequenzveränderungen mit evolutionär wirkungsvollen Frequenzen. Interessanterweise hängt das Einzelleben einer Bakterienzelle nicht von der Anwesenheit von gewissen für die Bereitstellung von genetischen Varianten nötigen Genen ab. Diese Gene scheinen oft keine andere Wirkung zu haben, als der biologischen Evolution zu helfen.“ (S. 224)

Über diese hypothetischen Gene führt er weiter aus.

„Die hier umschriebenen Evolutionsgene lassen sich in zwei Klassen einordnen. Mitglieder der einen Klasse dienen zur Bildung von genetischen Varianten, wir nennen sie daher Variationsgeneratoren. Von der Aufgabe her muß ihre Aktivität ineffizient und von Fall zu Fall nichtreproduzierbar sein, sollen doch genetische Varianten nur selten entstehen und dabei jedesmal eine andere Stelle im Genom treffen. ... Eine andere Klasse von Evolutionsgenen hat zur Aufgabe, die Häufigkeit der Bildung von genetischen Varianten auf ein Niveau zu beschränken, das die Erhaltung der betroffenen Stämme und Arten von Lebewesen garantiert, aber gleichzeitig deren evolutionären Fortschritt ermöglicht. Es geht hier also um die Modulation der Mutationsfrequenz. Dazu dienen beispielsweise die erwähnten Reparatursysteme zur Begrenzung der Bildung lokaler Sequenzveränderungen oder die Restriktionsenzyme zur Limitierung der Aufnahme fremder DNASegmente.“ (S. 225)

Die Mutabilität der lebenden Systeme gewährleistet so stets einen gewissen Anteil mutierter Individuen in der biotischen Phase. Dieser Anteil gewährleistet unabhängig von zufälligen Umwelteinwirkungen ihre genetische Variabilität. Die genetische Variabilität ist eine funktionelle Komponente lebender Systeme, welche die Evolution des überindividuellen Systems unter konstanten ebenso wie unter sich ändernden Umweltbedingungen gewährleistet.

 

 

 

Weiterführende Links:
Wikipedia "Mutation",
Literatur:
Arber, Werner (2003): Über genetische Variationen , In  Fischer, Ernst Peter; Wiegandt, Klaus, Hrsg. (2003): Evolution - Geschichte und Zukunft des Lebens, Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main, S. 216 bis 235

Zurück | Weiter

© Dr. G. Litsche 2006
Letzte Bearbeitung: 23.03.2010