Beiträge zur Erkenntnistheorie

Nichts ist in unseren Sinnen, bevor es in unserem Verstand war.

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Terminologie der Information

Die grundlegenden Begriffe der Informationstheorie sind im Sender- Empfänger- Modell angesiedelt. Sender erzeugt eine Nachricht, in der Informationen verschlüsselt sind. Der Empfänger empfängt die Nachricht und entschlüsselt die Information. Mit diesem Sender- Empfänger- Modell ist der Begriff des informationell autonomen Subjekts nicht vereinbar.

Man könnte das Sender – Empfänger- Modell  auch als das „Standardmodell“ der traditionellen Informationstheorie bezeichnen. Der Diese Denkfigur korrespondiert widerspruchsfrei mit dem Kausalitätsparadigma der Physik, ja es ist geradezu dessen 1zu1 Projektion in die Informationstheorie. Die Nachricht entspricht der Ursache, der Empfang der Wirkung. In der Biologie findet sich diese Denkfigur als das Reiz- Reaktion- Modell des Verhaltens wieder. Deshalb kann die Mainstreambiologie die Lebewesen auch nicht als autonome Subjekte begreifen.
Die gesellschaftliche Erkenntnis verfügt zwar über einen logischen und terminologischen Apparat verfügt, mit dem auch die Prozesse der Steuerung der →Tätigkeit dargestellt werden können. Dieser Apparat wurde jedoch für das Sender – Empfänger – Modell entwickelt, nicht aber für die Beschreibung der Tätigkeit als Selbsterhaltung des Subjekts. In diesem Standardmodell wird die Information als objektive Eigenschaft von Objekten und Ereignissen aufgefasst, die von der Informationstheorie erkannt werden können. Subjekttheoretisch kann Information aber nur als subjektive Leistung der Subjekte verstanden werden. Es muss also ein Zugang zur Informationstheorie entwickelt werden, der die Information als autonome Leistung des Subjekts verstehen und damit auch die informationelle Autonomie des Subjekts denken lässt.
Betrachten wir diesen logischen und terminologischen Apparat näher.

Informationstheoretischer Exkurs

In den allgemein verbreiteten Verwendungsweisen von Wörtern wie „Steuerung“, „Information“ oder „System“ wird, wie es in den Naturwissenschaften üblich ist, von menschlichen Bedürfnissen, Zielen und Absichten abstrahiert. Bei der Analyse des Systembegriffs () wurde gezeigt, dass diese Abstraktion zu logischen Widersprüchen führt und Merkmale wie die Ganzheitlichkeit des Systems oder seine Funktionalität nicht abbilden kann. Der Begriff des Systems muss als relativer Begriff gefasst werden, um eine Konstellation in Bezug auf menschliche Bedürfnisse, Ziele und Absichten abbilden zu können. Die relative Definition des Systembegriffs ermöglicht auch einen neuen Zugang zu den Begriffen der Information und Steuerung, der im folgenden Exkurs skizziert wird.
Der erste umfassende Entwurf einer Theorie der Steuerung wurde bekanntlich von N. Wiener (1948) vorgelegt.Im gleichen Jahr erschien C. Shannons Arbeit „A Mathematical Theory of Communication“, in der die Grundlagen der Informationstheorie entwickelt wurden. Obgleich es nicht mein Anliegen ist, Probleme der Steuerungs- und Informationstheorie zu bearbeiten, so ist die folgende Reflektion notwendig, um ein Selbstverständnis darüber zu entwickeln, wie ich die informationstheoretischen und kybernetischen Termini verwenden will.
Eine Subjekttheorie, deren Gegenstand als physisch existierend aufgefasst wird, baut auf der Grundlage einer selbsterhaltenden thermodynamischen Konstellation auf (>>). Die Begriffe von Steuerung und Information müssen also auch einen thermodynamisch interpretierten Inhalt haben. Dieser soll nachfolgend erörtert werden.

Im Erkenntnissystem der traditionellen Theorie der Steuerung ist Steuerung das Einwirken eines Subjekts auf ein →System, das in unserer Konstruktion ein thermodynamisches System ist.
Jedes thermodynamische System erbringt eine Leistung, die Bedürfnisse des menschlichen Subjekts befriedigt. Diese Leistung ist in der Regel nicht von sich aus konstant oder entspricht nicht kontinuierlich den Bedürfnissen. Deshalb muss sie gesteuert ()werden. Die Steuerung ist darauf gerichtet, die Leistung des Systems mit den Bedürfnissen in Übereinstimmung zu bringen.
Dieses Ziel wird durch die Besonderheit der Steueroperationen gewährleistet, die darin besteht, dass sie auf die Veränderung der Parameter des Designs eines Systems gerichtet sind. () Das →Design des Systems wird durch die Steueroperationen so verändert, das die durch das Design bestimmten stofflich-energetischen Parameter des Systems die Befriedigung des Bedürfnisses der Tätigkeit gewährleisten.

Im hydrodynamischen Modell bedient das Subjekt ein Wehr (), der den Querschnitt des Kanals verändert und damit über die Fließgeschwindigkeit die Leistung seinem Bedürfnis anpasst.
Indem das Subjekt auf die Steuerkomponente einwirkt, hat es zwar einen stofflich-energetischen Output, das System erfährt jedoch keinen stofflich-energetischen Input wie bei der Reparatur (). Die vom Subjekt aufgewendete Energie oder Substanz geht nicht in die stofflich-energetische Leistung des gesteuerten Systems ein. Sie „geht verloren“, das heißt sie wird als Abwärme oder Abprodukt an die Umgebung abgegeben.

Diesen Sachverhalt kann man gut mit der Terminologie der Informations- und Nachrichtentheorie beschreiben. Die Steueroperation wird in als „Nachricht“ abgebildet. Das Subjekt der Tätigkeit ist der Sender der Nachricht, das System ihr Empfänger. Die Umwandlung der stofflich-energetischen Parameter der Operation in Designparameter ist das, was in der Nachrichtentheorie als „Codierung“ oder „Verschlüsselung“ bezeichnet wird. Parameter der Steueroperation sind u.a. ihre Richtung, Intensität, Geschwindigkeit usw. Diese werden in der Nachrichtentheorie als „Signal“ und in der Informationstheorie als →Zeichen„“ abgebildet.
Die Steuerung ermöglicht zu jedem Zeitpunkt einen optimalen Erfolg der Tätigkeit. Aus dem Verhältnis von aktuellem Erfolg und Ziel der Tätigkeit (ihrem angestrebten Erfolg) bestimmt (berechnet) das Subjekt die Werte für die Parameter der Steueroperation. Sie können auch von einem neutralen Beobachter vorhergesagt werden, wenn diesem das Ziel bekannt ist. Subjektivität ist also nicht identisch mit Indeterminiertheit.

Tätigkeit

Die Kategorie der Tätigkeit ist der allgemeine Rahmen, in dem jede Operation stattfindet. Die Funktionalität jeder einzelnen Operation hängt von ihrer Stellung innerhalb der Tätigkeit ab. Jede Operation wird von einer Operation ausgelöst und löst – bis zur finalen - zugleich eine andere Operation aus. Ihre Stellung innerhalb der Tätigkeit bestimmt den →Sinn jeder Operation. Durch Einordnung der Operation in eine bestimmte Tätigkeit oder Handlung erhält die Operation ihren Sinn. Als Teil der Tätigkeit leistet jede Operation auch einen Beitrag zur Selbsterhaltung des Subjekts. Das ist ihre →Bedeutung. Aus ihrer Einordnung in die Tätigkeit des Subjekts erhalten die Steueroperationen also Sinn und Bedeutung.
Das gilt nun auch für Steueroperationen. Auch Steueroperationen haben Sinn und Bedeutung. Werden Steueroperationen nun in den Termini der Theorie der Steuerung als „Nachricht“ beschrieben, kann auch den Nachrichten – anders als in der traditionellen Informationstheorie -  Sinn und Bedeutung zugeschrieben werden. Der Sinn einer Nachricht ist ihr Beitrag zum Erfolg einer Tätigkeit, ihre Bedeutung ist ihr Beitrag zur Erhaltung des Subjekts der Tätigkeit. Das ist aber nur möglich, wenn Information in das subjekttheoretische Erklärungsprinzip der Tätigkeit eingeordnet wird. Außerhalb dieses Erklärungsprinzips kann Information weder Sinn noch Bedeutung erhalten.
Dadurch unterscheidet sich der subjekttheoretische Begriff der Nachricht von ihrem informationstheoretischen Begriff. In den Termini der Informationstheorie und der Nachrichtentheorie wird von der Beziehung der Steuerung zur Tätigkeit von Subjekten und deren Bedürfnissen abstrahiert. Damit verschwinden aber auch Sinn und Bedeutung aus der Nachricht.
Die spezifische physikalische Leistung einer Nachricht ist die Veränderung von Parametern des Designs des Systems. Dabei geht es um diejenigen Parameter des Systems, die durch das Design und seine Veränderungen beeinflusst werden. Im hydrodynamischen Modell wäre das der durch die Stellung des Schiebers veränderte Querschnitt des Kanals, der die Fließgeschwindigkeit als Designkomponente bestimmt.
Die stofflich-energetischen Parameter der Steueroperationen (der Nachrichtenträger) wie die aufgewendete Energie sind nicht von Belang, von ihnen kann bei der informationstheoretischen Beschreibung der Steueroperation abstrahiert werden, denn sie werden letztlich als Abwärme abgegeben. Sie sind keine Determinanten der Steuerung und können daher auch nicht zu ihrer Beschreibung benutzt werden, auch wenn sie das Mittel sind, durch welche die Steuerung realisiert wird. Steueroperationen richten sich immer auf das Design.

Offensichtlich ist die Bezeichnung dieser auf die Veränderung des Designs bezogenen Parameter der Steueroperation als „informationelle“ Parameter mit der in der Informationstheorie üblichen Verwendung dieses Begriffs der Information verträglich. Durch Steueroperationen weist das Subjekt den Designparametern eines von ihm genutzten Systems physikalische Werte zu, welche die Befriedigung seines Bedürfnisses gewährleisten. Der Wert dieser physikalischen Parameter hat seinen Ursprung in den Bedürfnissen Subjekts.
Da für ein physisches Subjekt auch das Bedürfnis durch einen physikalischen Parameter gemessen werden kann (), hat auch das Bedürfnis eine physikalische Dimension, die aus dem Begriff eines psychischen oder geistigen Subjekts nicht abgeleitet werden kann. So bleibt das psychische oder geistige Subjekt außerhalb des Naturwissenschaften Verständnisses. Auf diesem Weg kann die Trennung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften nicht überwunden werden. Es lässt sich aber umgekehrt zeigen, dass der Begriff des physischen Subjekts es ermöglicht, die Begriffe des psychischen und geistigen Subjekts logisch konsistent abzuleiten (Litsche 2004).

Im Wert des physikalischen Parameters der Steueroperationen W ist also keine Information vorhanden, sie ergibt sich erst aus dem Bezug dieser Werte zu den Bedürfnissen B des steuernden Subjekts. Die Information I ist also ein zweistelliger Begriff, nämlich die Relation R

(1)                             I = R (B, W),

Wenn vom Bedürfnis abstrahiert und B auf 0 gesetzt wird, reduziert sich I auf den physikalischen Parameter W und die Information geht verloren. Das ist der Fall, den die traditionelle Informationstheorie bearbeitet, in der die Information weder Sinn noch Bedeutung haben.
Die Information einer Nachricht ist also die Beziehung des physikalischen Betrags der Steueroperation zu den Bedürfnissen des Subjekts. Information ist keine „objektive“ Eigenschaft dieser Parameter, sondern wird ihnen vom Subjekt zugewiesen. Die physischen Parameter sind die Träger der Information. Die Information gibt an, in welchem Maße diese Steueroperation zur Befriedigung des Bedürfnisses des steuernden Subjekts beiträgt.

 Steuerung

Die Steueroperation steht in Beziehung zu zwei Parametern, welche die Werte der Steueroperation und damit die Information I bestimmen.

● Das Subjekt der Tätigkeit liefert der Steueroperation den Betrag B1, der die
   Befriedigung des Bedürfnisses gewährleist. Er ist die Bedeutung der Operation.
● Die Organisation der Tätigkeit als Ganzes liefert der Steueroperation den Betrag B2,
   der das Zusammenwirken aller Operationen der Tätigkeit gewährleistet. Er ist der Sinn
   der Operation.

(1)                             I = W1 + W2

Da das Subjekt in diesem Konstrukt eine physikalische Entität ist, sind auch die Eigenschaften des Subjekts physikalische Eigenschaften. Sinn und Bedeutung von Steueroperationen können so auch durch ein physikalisches Maß charakterisiert werden, ohne dadurch ihre Subjektivität zu verlieren.
Diese beiden Komponenten der Information werden auch in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen von Informationstheorie und Nachrichtentheorie unterschieden.
Der Betrag W2 wird von der Nachrichtentheorie und der Informationstheorie bearbeitet. Diese Wissenschaften abstrahieren von der Tätigkeit und ihrem Subjekt und betrachten die Parameter nur als Parameter der Medien der Information. Die Gültigkeit ihre Begriffe und Sätze wird daher hier nicht berührt. Die in der traditionellen Informationstheorie offene Frage nach der Herkunft der Information hat jedoch eine Antwort erhalten.
Die vom Subjekt der Tätigkeit bestimmte Bedeutung der Nachricht W1 wird in informationstheoretischen Arbeiten gewöhnlich als „semantische Information“ bezeichnet, die von Nachrichtentheorie und Informationstheorie nicht bearbeitet wird. Der Wert von W1 wird so auf 0 gesetzt, so dass Information auf den Betrag von B2 reduziert wird. Dadurch wird der Information aber sowohl ihre Bedeutung als auch ihr Sinn genommen.

Der traditionelle Begriff der Steuerung ist transitiv angelegt, er erfordert die Angabe einer Entität, die gesteuert wird. Die Steuerung der Tätigkeit ist die Komponente der Tätigkeit, die etwas steuert. Dazu muss das Subjekt Informationen aus der Umgebung aufnehmen und verarbeiten. In diesem Kontext kann Steuerung nicht als Selbststeuerung verstanden werden, dazu muss sie reflexiv aufgefasst werden.
Die Tätigkeit wird nur als steuernd, nicht als gesteuert abgebildet. Die Selbststeuerung der Tätigkeit durch das Subjekt kann aus dem traditionellen Begriff der Steuerung auch nicht widerspruchsfrei abgeleitet werden, weil dieser das Vorhandensein von Information in der Umgebung voraussetzt. Der Begriff der Selbststeuerung der Tätigkeit erfordert den Begriff des autonomen Subjekts, das nicht durch die Umgebung gesteuert werden kann. Information muss also als Kategorie innerhalb der Autonomie verstanden werden. Mit einem solchen Begriff der Information kann dagegen erklärt werden, wie die Information in die Umwelt gelangt (Litsche 2004).

Im Folgenden soll nun gezeigt werden, wie das Subjekt die Information erzeugt, mit der es nicht ein System außer ihm, sondern seine eigne Tätigkeit steuert.
Der Terminus „Steuerung“ wurde schon früher benutzt, nämlich bei der Beschreibung der Selbsterhaltung des Subjekts, das nicht schon notwendig eine Beziehung zu seiner Umgebung aufgenommen hat sondern sich noch im Zustand der isolierten thermodynamischen Konstellation befindet.()
Mit dem Übergang der selbsterhaltenden Konstellation
zum tätigen Subjekt nimmt das Subjekt seine spezifische aktive Beziehung zu seiner Umwelt auf, in der es auch gegen ein thermodynamisches Gefälle wirken kann. Die einfache Tätigkeit ist noch nicht auf zu steuernde Systeme gerichtet, sondern auf Gegenstände, die angeeignet (resorbiert und assimiliert) werden. Diese einfache Tätigkeit muss gesteuert werden, bevor die Steuerung von Systemen zur eigenständigen Tätigkeit wird.

Der Terminus „Steuerung“ ist hat also einen dreifachen Sinn:
·        
als Designgestaltende selbsterhaltende Aktionen (DAS )
·        
als Steuerung von Systemen () und die
·        
als Selbststeuerung der Tätigkeit

Die Entstehung der Information in der Tätigkeit

Durch die Herstellung des stofflich-energetischen Bezugs zur Umwelt in der >>Tätigkeit  wird die intrinsische Begrenzung der Existenzzeit des selbsterhaltenden Subjekts aufgehoben. Dafür tritt die Umwelt als neue limitierende Bedingung in das Beziehungsgefüge des tätigen Subjekts. Der Begriff der Tätigkeit erfordert eine spezifische Ausstattung der das Subjekt bildenden Konstellation, es muss eine komplexe Konstellation sein, in die Schnittstelle zwei voneinander unabhängige Energieformen verarbeitet. (Abbildung 3).
In dieser Konstellation ist die Existenzzeit des tätigen Subjekts nicht mehr primär durch die Konstellation selbst begrenzt, sondern durch die Verfügbarkeit des Gegenstandes  Auch diese Begrenzung ist durch das Subjekt verursacht, denn durch die Tätigkeit wird die Konzentration der Ressource allmählich verringert und schließlich vollständig verbraucht (Abbildung 3 on Mouseover). Nun erst beginnt die intrinsisch begrenzte Existenzzeit.
Die allmähliche Verringerung der Konzentration des Stoff- oder Energievorrats wirkt sich auf die Fließgeschwindigkeit in der Antriebskomponente in gleicher Weise aus wie der Abfall des internen Gefälles und führt so ebenfalls zu einer allmählichen Verringerung der Geschwindigkeit der Tätigkeit (Abbildung 5).
Bereits mit der vom reflexiven Subjekt übernommenen Ausstattung (Abbildung 4) kann die Erhaltung des Fließgleichgewichts auch in der Tätigkeit gegen den Abfall der Konzentration der Ressource g (Abbildung 5) gewährleistet werden.

Im Unterschied zur Steuerung der Selbsterhaltung des einfachen, reflexiven Subjekts () liegen die Steuerkomponente und der Ort des Erfolgs - der Gegenstand - beim tätigen Subjekt mehr oder weniger weit voneinander entfernt. Das führt dazu, dass der Effekt der Steuerung erst mit einem gewissen zeitlichen Verzug einsetzt. Die durch die Steuerung der Tätigkeit erreichte Konstanz der Fließgeschwindigkeit schwankt infolgedessen um einen Mittelwert, sie schwingt, sie oszilliert. Die Schwingungsdauer und Amplitude dieser Schwingungen ist der Größe des Zeitverzugs und damit der Entfernung zwischen der Steuerkomponente und dem Gegenstand der Tätigkeit als Wirkungsort proportional.
Diese Schwingungen machen die Konstellation instabil und können, wenn sie eine bestimmte Größe überschreiten, zum Zusammenbruch der Konstellation führen, das Subjekt stirbt.
Durch eine zusätzlich funktionelle Komponente kann die Schwingung der Tätigkeit gedämpft werden. Dazu wird eine weiter spezifische Schnittstelle installiert, die sich entfernt von der Steuerkomponente in der Nähe des Gegenstandes befindet und mit der Steuerschnittstelle verbunden ist. Sie liegt in der Grenze des Subjekts zum Umwelt, in der "Haut", "dermal". Durch diese Verbindung kann das Subjekt Steuerungsaktionen bereits auslösen, bevor Veränderungen der Umwelt das Fließgleichgewicht unmittelbar erreicht haben (Abbildung 6).

Die dermale Steuerkomponente

Für das subjektwissenschaftliche Verständnis der Steuerung ist das Zusammenwirken der internen Steuerkomponente mit der dermalen Komponente bedeutsam. Auf den ersten Blick scheint die interne Steuerkomponente überflüssig zu sein, die dermale Steuerkomponente kann die erforderliche Funktion auch unmittelbar erfüllen (Abbildung 7). Eine solche Konstellation wäre jedoch kein Subjekt mehr, es wäre nicht mehr selbstgesteuert, sondern umweltgesteuert, also fremdgesteuert und damit fremdbestimmt. Erst die interne Steuerkomponente gewährleistet Autonomie und Selbstbestimmtheit.
Deshalb darf diese Verbindung nicht starr sein, sondern muss gewährleisten, dass sie nur zustande kommt, wenn auch das Signal der dermalen Komponente die Selbsterhaltung des Subjekts gewährleisten würde. Anderenfalls geht die Steuerfunktion wieder an die primäre, interne Steuerkomponente über, welche die Selbsterhaltung autonom (d.h. auch im Rahmen der konstellationsbedingten Limits) gewährleistet.
IIn der Herstellung dieser Verbindung wird die interne Information der ASD über den dermalen Rezeptor auf Parameter des Gegenstandes übertragen. Die Parameter des Gegenstandes werden dermalen Parameter werden so zum Träger dieser Information. Auf diese Weise werden die Parameter des Gegenstandes zur Information, mit der das Subjekt seine Tätigkeit steuert. Wenn da Subjekt die Verbindung wieder löst, geht auch die Information des Gegenstandes verloren./1/

Zur Beschreibung der Funktionsweise dieser neuen funktionellen Komponente können nun wieder die Termini der Nachrichtentechnik und Informationstheorie angewendet werden. Ihre Bedeutungen erhalten dadurch Ergänzungen.
Das Standardmodell der Steuerungs- und Informationstheorie beruht auf einer Beziehung zwischen Subjekt und einem zu steuernden System, wobei das Subjekt die dazu erforderliche  Information bereit stellt ().
In der ursprünglichen Form der Tätigkeit ist das zweite Glied dieses Modells nicht ein System, sondern ein Gegenstand, und der Gegenstand wird nicht gesteuert, sondern angeeignet und dadurch zerstört (Abbildung 3).
Der Begriff der Steuerung bildet im hier beschriebenen Zusammenhang nicht eine Beziehung des Subjekts zur Umwelt ab, sondern eine Beziehung des Subjekts zu sich selbst. Steuerung der ursprünglichen Tätigkeit ist also ebenso eine reflexive Aktion wie die DSA des einfachen selbsterhaltenden Subjekts ().

Die Information entsteht in der ursprünglichen Steuerung der DSA aus der Abweichung der Fließgeschwindigkeit von der Norm des  Fließgleichgewichts. Sie bestimmt das Maß der Änderung des Designs der Steuerkomponente. Diese Änderung des Designs wird als Signal transportiert. Das Signal ist so zum Träger der Information geworden. Im Steuerzentrum wird diese Information in ein weiteres Signal umgewandelt, das zum Effektor transportiert wird und das die Anpassung der Fließgeschwindigkeit an die Norm nach dem Maß der enthaltenen Information bewirkt.
Im Unterschied dazu trägt das Signal des dermalen Rezeptors zunächst keine Information, denn die entsteht erst in der DSA. Die Veränderung ihres Designs wird nicht durch eine Beziehung zur Fließgeschwindigkeit der sinngebenden Komponente bestimmt, sondern durch Veränderungen des Gegenstandes. Eine Beziehung dieses Signals zur Fließgeschwindigkeit der sinngebenden Komponente erfolgt erst durch die Verbindung des dermalen Signals mit dem ursprünglichen Signal in der DSA. Erst hier erhält das Signal seine Information und wird zum Träger von Information.

Die Information ist also nicht als Eigenschaft der Gegenstände, der Umwelt zu verstehen, sondern als Leistung der Selbsterhaltung von Subjekten. Sie wird in der Tätigkeit erzeugt und dann auf Gegenstände, Eigenschaften und Prozesse übertragen, die so zu Signalen, zu Trägern der vom Subjekt erzeugten Information werden.

Diese Information wird dann in spezifischen Tätigkeiten, die sich auf die Erhaltung von Systemen richten, auch zur Steuerung der Systeme verwendet, wodurch wiederum die Selbsterhaltung der Subjekte gewährleistet wird. Erst dieser letzte Zusammenhang ist Grundlage des Sender - Empfänger - Modells der Steuerungs- und Informationstheorie.

Inhalt:
Informationstheoretischer Exkurs
Tätigkeit
Steuerung

Entstehung der Information
Die dermale Steuerkomponente

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Angemerkt:
Thermodynamische Konstellationen befriedigen kein menschliches Bedürfnis und erbringen folglich keine Leistung.

In einer Realisierung des theoretischen Modells müssen die Elemente eine Gestalt haben. In einer thermodynamischen Realisierung sind  Quelle und Senke Behälter, der Strom fließt in einem Kanal. Die Gestalt des realen Systems und seiner Elemente ist sein Design.

 

 

Abbildung 1: Thermodynamisches System (Qu Quelle, S Senke, L Leistung, blau S Schnittstelle), On Mouseover hydrodynamisches System (z.B. Mühlenteich mit Wasserrad)

 

Abbildung2: Steuerung der Leistung eines Systems (Erklärungsprinzip, On Mouseover hydrodynamisches Modell)

 

 

 

 

Die Operation des Laufens hat in einer Flucht eine andere Bedeutung  als bei einer Verfolgung. Bei der Balz ist es dagegen Operation einer Handlung ().

 

 

 

Der Ursprung der Information
ist also das tätige Subjekt. Das tätige Subjekt bringt die Information hervor, es erzeugt Information. Durch die Abstraktion vom tätigen Subjekt haben die traditionellen Theorien von Steuerung und Information keine Erklärung für die Herkunft der Information. Sie ist eben da. Da eine solch grundlegende Kategorie aber nicht beziehungslos im Erkenntnisraum stehen kann, wird Information neben Substanz und Energie oft als dritte Grundeigenschaft der Materie postuliert, die allen Entitäten der Welt a priori zukäme. Die Frage ihrer Herkunft kann in dieser Konstruktion auch gar nicht gestellt werden, sie hätte erkenntnistheoretisch weder Sinn noch Bedeutung. In der subjekttheoretischen Bestimmung des Informationsbegriffs ist dieses Postulat nicht mehr erforderlich. Die Herkunft der Information ist nun wissenschaftlich erklärt.

 

 

 

 

 

In der traditionellen Informationstheorie werden die physikalische Parameter der Steueroperationen als Nachrichten abgebildet, die aus „Signalen“ (>>>) bestehen. Das Maß für die Menge der Information einer Nachricht ist das Shannon (Selbsterhaltung).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung 3: Komplexe Konstellation (Si Schnittstelle, A Abfluss, I Input, On Mouseover Verbrauch der Ressourcen)

 


Abbildung 4: Steuerung der Tätigkeit durch DAS (rot, G Gegenstand, Qu Quelle, S Senke, L Leistung, blau S Schnittstelle, on Mouseover hydrodynamisches System, A Abfluss, I Input)


Abbildung 5: Oszillation der gesteuerten Tätigkeit V, Geschwindigkeit, K kritischer Punkt, t...t1 Existenzzeit On Mouseover ungesteuert)


Abbildung 6: Steuerung der Tätigkeit, (Grün dermaler Rezeptor, sonst wie Abbildung 4)

 

 


Abbildung 7: Rein dermale Steuerung (G Gegenstand, Qu Quelle, S Senke, L Leistung, blau S Schnittstelle, grün dermale Steuerung). In dieser Konstellation ist die Konstellation fremdbestimmt, nicht Subjekt.

 

 

 

 

 

 

Dieses theoretische Konstrukt kann als Modell der Funktionsweise von Sinneszellen gelten. Sinneszellen und Zentralnervensystem arbeiten in eben dieser Weise zusammen

 

Weiterführende Links:
Information im Spektrum Online Lexikon Biologie
Information im Spektrum Online Lexikon Physik

Weiterführende Literatur:
Wiener, Norbert (1968): Kybernetik - Regelung und Nachrichtenübertragung in Lebewesen und Maschine, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck,
Claude Elwood Shannon: A Mathematical Theory of Communication. In: Bell System Technical Journal. Short Hills N.J. 27.1948, (Juli, Oktober), S. 379–423, 623–656

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© Dr. G. Litsche 2010
Letzte Bearbeitung: 24.05.2011