Beiträge zur Erkenntnistheorie Nichts ist in unseren Sinnen, bevor es in unserem Verstand war. |
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Zur Terminologie der Kategorie „Tätigkeit“Die Kategorie der Tätigkeit wird umgangssprachlich gewöhnlich als spezifische Leistung menschlicher Subjekte aufgefasst, die auf bewusste Ziele gerichtet ist und durch das menschliche Bewusstsein gesteuert wird. In dieser Form ist „Tätigkeit“ einem naturwissenschaftlichen Verständnis unzugänglich, denn durch das Bestimmungsglied „Bewusstsein“ ist sie aus dem Kreis der Erscheinungen entfernt, die im kausalistischen Paradigma der Naturwissenschaften erfasst werden können. Mit dem hier entwickelten Konzept des Subjekts ist nun eine Fassung des Tätigkeitsbegriffs möglich, die mit den naturwissenschaftlichen Paradigmata verträglich ist und es zugleich ermöglicht, auch die spezifischen Bestimmungen der menschlichen Tätigkeit dem naturwissenschaftlichen Denken zugänglich zu machen. Das ist freilich nicht in einem Schritt möglich, ist doch die menschliche Tätigkeit die letzte Stufe einer langen Evolution von Aktionen, die erst hinreichend vollständig beschrieben werden will, wenn jede in ihrer Spezifik verstanden werden soll.. (Litsche 2004) Tätigkeit ist gerichtetZur Bezeichnung und Beschreibung autonomer Leistungen
von Subjekten habe ich bisher den Terminus
→Aktion„“ verwendet. Eine
Richtung ist nicht notwendiges Merkmal der Aktion. Zu Aktionen sind
→Konstellationen mit einer bestimmten Ausstattung an Komponenten fähig. Die
Aktionen sind vollständig physikalische beschreibbar. Deshalb ist auch der in der physikalischen Theorie
verwendete Terminus „offenes System“ hier unzutreffend, denn er beinhaltet
den Zufluss in der Richtung eines Gefälles, „bergab“. Die Tätigkeit
verläuft aber in der entgegengesetzten Richtung, „bergauf“. Deshalb nenne
ich solche Konstellationen „aktive Konstellation“ oder. „tätiges
Subjekt“. Modell der TätigkeitEs liegt auf der Hand dass eine Konstellation wie in Abbildung
3 (on Mouseover) dargestellt, die nach
dem Prinzip eines Pumpspeicherkraftwerks arbeitet, das Problem der
dauerhaften Energieversorgung nicht lösen kann, weil es die
Reibungsverluste nicht ausgleichen kann. Eine solche Konstellation, in der ein Fließgleichgewicht
mehr als einen konstant zu haltenden Parameter besitzt, nenne ich eine
komplexe Konstellation. Sie ist durch eine spezifische
Schnittstelle gekennzeichnet, die die innere Energie eines Mediums, eines
Trägers, von dem Träger (Medium) trennen kann. Realisierungen dieses
Prinzips sind der Wärmeaustausch in einer Warmwasserheizung, der
Verbrennungsmotor oder die ATP-ADP Reaktion in lebenden Zellen. Der Streit darüber, ob Konstellationen mit dieser Ausstattung, ob also komplexe, tätige Subjekte auf natürliche Weise entstehen können, ist ein weltanschaulicher Streit und darum experimentell nicht entscheidbar. Auch wenn es gelänge, künstliche Lebewesen herzustellen, wären diese ja ebenfalls nicht natürlich, nicht von selbst entstanden und so kein empirischer Beweis für die Möglichkeit einer Urzeugung. Die Umgebung wird UmweltDie Existenzzeit einer komplexen Konstellation ist
nun nicht mehr konstellationsbedingt begrenzt, sondern wird nur noch durch
den Energievorrat der Umgebung limitiert. Dadurch erhält die Umgebung
einen neuen Stellenwert für das Subjekt. Das Subjekt bleibt zwar autonom,
seine Tätigkeit wird nicht durch die Umgebung verursacht oder gesteuert,
sondern ist weiter auf seine Selbsterhaltung gerichtet. Die
Gerichtetheit ist keine Wirkung der Umwelt, sondern intrinsische
Eigenschaft der Tätigkeit. Gegenstand und BedürfnisDie Entität, auf die sich die Tätigkeit richtet, ist
der Gegenstand der Tätigkeit, der das Bedürfnis
des Subjekts befriedigt. Mit der Termini „Gegenstand“ und „Bedürfnis“ sind
die grundlegenden Bestimmungsstücke der Tätigkeit definiert. „Bedürfnis“
bezeichnet die Eigenschaft des Subjekts, seine intrinsische zeitliche
Begrenztheit nur durch die Aufnahme von Energie oder Substanz aus der
Umgebung überwinden zu können, die zudem in einer Form vorliegen, die
durch die funktionellen Komponenten des Subjekts bestimmt sind. Nur wenn
sie in dieser Form vorliegen, werden sie zum Gegenstand des
Bedürfnisses. „Gegenstand“ bezeichnet diejenige Entität der Umgebung,
durch die das Bedürfnis befriedigt wird und auf die sich die Tätigkeit
richtet. Tätigkeit und HandlungDie realen irdischen Subjekte, die Lebewesen, kommen in Form von Individuen vor. Die kleinsten realen Subjekte sind die Zellen. Einzelne Zellen können sich zu Gesamtsubjekten vereinigen und mehrzellige Organismen bilden. In mehrzelligen Organismen behalten die vereinigten Subjekte ihre Subjektivität, geben aber ihre Individualität auf. Lebende Individuen können also Einzeller oder Vielzeller sein. Ein Vielzeller ist ein einheitliches Individuum, aber ein Subjekt aus vielen autonomen Subjekten. Nur wenn man das bedenkt, kann die Psyche als biotische Funktion von vielzelligen Individuen verstanden werden (). Lebewesen können aber auch
Fortpflanzungsgemeinschaften, „Sozietäten“ bilden. In den
Sozietäten behalten die vereinigten Individuen ihre Individualität,
verzichten aber als Mitglieder der Sozietät (wenn auch in
unterschiedlichem Maß) auf die Selbsterhaltung. Ihre Aktionen als
Mitglieder der Sozietät, sind auf die Erhaltung eben der Sozietät
gerichtet; sie sind (soziale) Handlungen. (Litsche, 2004,
S.251ff.). Handlungen beeinträchtigen immer die Selbsterhaltung. Sie sind
nur möglich, wenn die der Selbsterhaltung dienende Tätigkeit einen
stofflich-energetischen Überschuss erzeugt hat, der in der Handlung
verbraucht wird (Abbildung 4) Die Besonderheit der menschlichen Seinsweise ist die
Bildung kollektiver Subjekte. Kollektive Subjekte entstehen,
indem die Tätigkeit mehrerer Individuen einer Sozietät auf einen
gemeinsamen Gegenstand gerichtet wird und die Operationen der gemeinsamen
Tätigkeit auf verschiedene Individuen aufgeteilt werden. Der Gegenstand
wird nach dessen Aneignung auf die Mitglieder verteilt so dass
jedes Individuum sein Bedürfnis befriedigen und sich als individuelles
Subjekt erhalten kann. Kollektive Subjekte sind Gesamtsubjekte, in denen
die Individuen (im Unterschied zum Mehrzeller) ihre Individualität
behalten. *Mit der Herausbildung der Tätigkeit gewinnt das
Subjekt eine neue Qualität, indem es eine aktive Beziehung zu seiner
Umwelt aufnimmt. Die intrinsischen, reflexiven funktionellen Komponenten
des Subjekts erhalten dadurch einen neuen extrinsischen Inhalt. *Konstellationen mit der hier konstruierten funktionellen Ausstattung sind als hydrodynamische Systeme physisch offensichtlich realisierbar. Als chemische Systeme sind sie in Übereinstimmung mit den bekannten Gesetze der Chemie denkbar (). Als natürliche Konstellationen, als Subjekte, sind sie als rezente Formen nicht erhalten. Die einfachsten bekannten zellulären Lebensformen sind weitaus komplexer, aber alle verfügen auch über die hier theoretisch konstruierten funktionellen Komponenten als essentielle Elemente. ()
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Inhalt
Auf derartige Situationen in der Entwicklung einer Theorie trifft i.w.S. der Gödel’sche Unvollständigkeitssatz zu. Ich habe sie →„Gödelsche Diskontinuität“ (Litsche, 2004, S.48ff) genannt. Sie sind dann gegeben, wenn in einer axiomatisierten Theorie ein Satz abgeleitet wird, die mit den Mitteln dieser Theorie nicht bewiesen werden kann. Dann wird ein neues Erklärungsprinzip nötig.
Abbildung 3: Hydrodynamisches
Dieses Konzept wurde erstmalig von Uexküll entwickelt, wurde jedoch nicht verstanden und nicht rezipiert.(→)
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Weiterführende Links: Traditioneller Tätigkeitsbegriff in Wikipedia und im Spektrum Online Lexikon Tätigkeitstheorie Tätigkeitbegriff Leonte´vs Pumpspeicherkraftwerk |
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Weiterführende Literatur: |
© Dr. G. Litsche
2010
Letzte Bearbeitung:
24.05.2011