Subjekte

Menschen können nur als Menschen sein, indem sie einander Subjekte sind.

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Über das Buch

Methodisches
Biogenese
Ökogenese
Zoogenese
Psychogenese
Soziogenese
Anthropogenese
Institutionalisierung

 

Die Buchkapitel
im pdf-Format:

Einführung
Kapitel 1 Biogenese
Kapitel 2 Ökogenese
Kapitel 3 Zoogenese
Kapitel 4 Psychogenese
Kapitel 5 Soziogenese
Kapitel 6 Anthropogenese
Kapitel 7 Institutionalisierung

 

Zu meiner Entschuldigung:
"... das Wachstum in die Weite und Tiefe, das die mannigfaltigen Wissenszweige seit etwa einem Jahrhundert zeigen, stellt uns vor ein seltsames Dilemma. Es wird uns klar, daß wir erst jetzt beginnen, verläßliches Material zu sammeln, um unser gesamtes Wissensgut zu einer Ganzheit zu verbinden. Andererseits aber ist es einem einzelnen Verstande beinahe unmöglich geworden, mehr als nur einen kleinen spezialisierten Teil zu beherrschen.
Wenn wir unser wahres Ziel nicht für immer aufgeben wollen, dann dürfte es nur den einen Ausweg aus dem Dilemma geben: daß einige von uns sich an die Zusammenschau von Tatsachen und Theorien wagen, auch wenn ihr Wissen teilweise aus zweiter Hand stammt und unvollständig ist - und sie Gefahr laufen, sich lächerlich zu machen.
Soviel zu meiner Entschuldigung." (Schrödiger, S 29.f)

 

 

 

Theoretische Anthropologie


Die "Theoretische Anthropologie" ist die theoretische Rekonstruktion des gesellschaftliche Seins des Menschen . Sie beginnt mit der Biogenese und zeigt, dass sich essentielle Kategorien des menschlichen Seins wie „Subjekt“, „Gegenstand“, „Bedürfnis“ „Tätigkeit“, und „Bewegung“ bereits mit der Entstehung des Lebendigen herausbilden. Insbesondere wird gezeigt, dass diese Bestimmungen des Lebens als autonome Bestimmungen lebender Systeme keiner äußeren Anstöße wie Reize bedürfen.
Bei der weiteren Rekonstruktion der Evolution lebender Systeme wird gezeigt, dass Kategorien wie „Steuerung der Tätigkeit“ oder „Psyche“ ebenso autonome Bestimmungen des tierischen Seins sind wie die Kategorien“ menschliche Psyche“ , „ideelles Abbild“ , „Symbol“ oder „Motiv“ autonome Bestimmungen des menschlichen Seins.
Die Rekonstruktion der menschlichen Seinsweise zeigt, dass die Spezifik des menschliche Sein nur als das Sein kollektiver Subjekte aufgedeckt werden kann. Dabei wird der Ansatz Leontjev´s zur Rekonstruktion des menschlichen Bewusstseins weitergeführt und der soziale Gehalt seines ursprünglichen Handlungsbegriffes im Begriff der sozialen Tätigkeit menschlicher Individuen aufgehoben. (Klappentext)

*

Die zu rekonstruierende Entität ist das Leben der Menschen, ihre spezifische Art und Weise, Menschen zu sein. Dabei geht es nicht um die Frage, wie die Menschen sind, sondern um die Frage, wie die Menschen Menschen sind.
Die menschliche Seinsweise ist das Resultat der Evolution. Die Evolution ist der „Konstrukteur“ des zu rekonstruierenden Originals. Ihr die Methode abzuschauen, mit der sie die menschliche Seinsweise hervorgebracht hat, schien mir ein geeigneter Weg zu sein, das Vorbild theoretisch zu rekonstruieren.
Dabei geht es nicht darum, den gesamten Prozess der chemischen, biologischen und sozialen Evolution in all seinen Verzweigungen, Umwegen und Zickzacks darzustellen, sondern diesen Prozess auf seine theoretisch erforderliche Minimalausstattung zu reduzieren. Grundzüge dieses methodischen Vorgehens habe ich hier dargelegt. Das Buch ist also keine empirische Beschreibung der Evolution des Menschen, sondern die theoretische Rekonstruktion dieses Prozesses. Die bisher bekannten empirischen Daten über den tatsächlich stattgefundenen Prozess sind als Kriterien für die Bewertung der logisch konstruierten Schritte in die Theorie einbezogen.

Eines der Probleme, die sich bei diesem Vorgehen stellten, ergibt sich daraus, dass uns der wirkliche Verlauf der Evolution  nur lückenhaft bekannt ist. Insbesondere fehlt uns viele Kenntnisse des tatsächlichen Geschehens beim Übergang von einer Entwicklungsstufe in die folgende. Es gibt noch viele „missing links“. Sie können bei der theoretischen Rekonstruktion jedoch nicht einfach übersprungen werden, eine Theorie duldet keine weißen Flecken. Sie können und müssen zunächst durch Hypothesen ersetzt werden. Die fehlende Kenntnis empirischer Daten macht sich auch darin bemerkbar, dass es für solche missing links keine Termini gibt. Zur Darstellung hypothetischer Zwischenglieder mussten also geeignete begriffliche und terminologische Werkzeuge erst entwickelt werden . Diese Hypothesen können durch weitere empirische Forschungen geprüft werden und so die Theorie verifizieren. Die prinzipielle Verifizierbarkeit der vorgestellten Hypothesen ist das Kriterium ihrer wissenschaftlichen Solidität.
Da die Evolution allmählich, in einzelnen Schritten verläuft, muss auch ihre Rekonstruktion schrittweise erfolgen. Dabei kommt es hier  auf die Rekonstruktion der logisch erforderlichen Schritte an. Wie die Evolution muss auch ihre Rekonstruktion bei jedem Schritt ein System ergeben, das in seiner Umwelt nicht nur lebensfähig ist, sondern gegenüber seinem Vorgänger auch einen Auslesevorteil besitzt. Gerade diese Bedingungen unterscheiden die Rekonstruktion von einer einfachen Konstruktion von Systemen, bei der Teile von dem blinden Uhrmacher Paleys  solange zusammenfügt werden, bis ein funktionierendes System entstanden ist. Die im Verlauf der Konstruktion entwickelten  Zwischenstufen sind dagegen selbst nicht funktionsfähig.
Diesen ahistorischen Weg der Konstruktion konnte die Evolution nicht beschreiten, sie musste stets Zwischenstufen entwickeln, die in ihrer Umwelt lebensfähig waren. Funktionsunfähige Entwicklungsstufen wären nicht nur ausgestorben, sondern hätten die Evolution beendet. Das erfordert, nicht nur die zur Herausbildung der menschlichen Seinsweise minimal erforderlichen fossilen und rezenten lebenden Systeme zu rekonstruieren, sondern auch die jeweiligen „fossilen“  Umweltbedingungen, unter denen diese den Auslesevorteil erhielten, durch den die notwendigen Fortschritte der Evolution möglich wurden.
Die schrittweise theoretische Rekonstruktion der Herausbildung der menschlichen Seinsweise ergibt schließlich ein theoretisches Konstrukt, in dem die logische Ordnung der rezenten Bestimmungen die historische Abfolge ihrer Herausbildung abbildet. Das Konstrukt der menschlichen Seinsweise erhält im Prozess der Rekonstruktion also nacheinander Bestimmungen, die das Leben zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen hervorgebracht hat. Ihre theoretische Rekonstruktion muss eben diese Entwicklungsstufen abbilden. Beginnen muss die Rekonstruktion der menschlichen Seinsweise folglich am Anfang, d. h. mit der Rekonstruktion der Entstehung des Lebens.

*

Kapitel 1: Biogenese
Die Analyse muss mit der Rekonstruktion der Entstehung des Lebens auf der Erde beginnen. Die lebenden Systeme werden als thermodynamisch geschlossene Systeme rekonstruiert, deren Stoffaustausch mit der Umgebung durch die Membran nicht auf thermodynamischem Wege, sondern aktiv unter Einsatz biotischer Energie durch Resorber und Exkretoren erfolgt. Das theoretische Konstrukt der thermodynamisch impermeablen Membran gestattet die Definition eines Begriffs des lebenden Systems als Subjekt, dessen Aktionen nicht mehr Reaktionen auf äußere Einwirkungen sind, sondern autonome Leistungen des Systems. (>>Mehr)

Kapitel 2: Ökogenese
Das ursprüngliche thermodynamische Ungleichgewicht verbraucht die abiogenen Ressourcen des Urozeans und führt mit dem Erreichen des limitierenden Wertes zu einer kritischen Situation: Diese kann unter Erhaltung der biotischen Phase nur überschritten werden, indem sich die biotische Phase in die ökologischen Phasen der Autotrophen und Heterotrophen differenzierte. Der ursprüngliche Urozean wird zur Biosphäre. (Mehr>>)

Kapitel 3: Zoogenese
Die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts macht die Körpergröße der lebenden Komponenten der Biosphäre zum Auslesevorteil. Die physikalisch bedingte Limitierung der Zellgröße führt zur Herausbildung der Vielzelligkeit. Vielzeller entstehen aus Zellkolonien von genetisch identischen Zellen, die durch mitotische Teilung aus einer Zelle hervorgehen.
Die Zellen bleiben auch im vielzelligen Organismus eigenständige Subjekte. Sie erhalten sich durch ihre Tätigkeit, die ihre Bedürfnisse befriedigt. Aus ihrer genetischen Identität folgt die Identität ihrer Bedürfnisse, die es den einzelnen Zellen ermöglicht, sich zum Gesamtsubjekt mit gemeinsamem Gegenstand zu formieren. Dieses Zusammenleben der Zellen im Vielzeller erfordert neue Komponenten ihrer funktionellen Ausstattung. (Mehr>>)

Kapitel 4: Psychogenese
Die zunehmende Differenzierung der biotischen Phase macht die Herausbildung neuer Tätigkeitsformen erforderlich. Die direkte Tätigkeit erfordert eine neue Form der Steuerung der Bewegung, die vom nun erforderlichen Nervensystem erfüllt wird.Die Funktion des Nervensystems besteht in der Steuerung aller anderen Funktionen des Vielzellers. Diese Funktion verleiht dem Nervensystem eine herausgehobene Stellung gegenüber allen anderen Organen. Ich bezeichne diese Funktion des Nervensystems als „Psyche“. (Mehr>>)

Kapitel 5: Soziogenese
Die Tätigkeit ist kategorial von der Handlung zu unterscheiden. Beide erfüllen unterschiedliche Funktionen bei der Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts der Biosphäre. Die Tätigkeit sichert die Erhaltung der biotischen Phase, indem sie Erhaltung der einzelnen lebenden Individuen und damit das Sein der biotischen Phase als thermodynamisches System gewährleistet. Die Tätigkeit erhält das thermodynamische Ungleichgewicht der Biosphäre durch die Erhaltung der lebenden Systeme. Die Handlung sichert die Erhaltung der biotischen Phase, indem sie die Erhaltung und Entwicklung der Gliederung der biotischen Phase in unterschiedliche ökologische Phasen (die biotischen Arten) gewährleistet. Die Handlung sichert die Erhaltung und Stabilisierung des ökologischen Gleichgewichts der Biosphäre. (Mehr>>)

Kapitel 6: Anthropogenese
In den individualisierten Sozietäten mancher Primaten, den Kommunitäten, können die Mitglieder kooperieren und die durch kooperative Aktionen erbeuteten Gegenstände untereinander teilen. Das erfolgt, indem die Handlung des Fütterns (Geben) mit einer Tätigkeit zur Nahrungsaufnahme (Nehmen) koordiniert wird. Die beteiligten Partner nehmen also entweder als Subjekt oder als Artgenosse an der koordinierten Aktion teil. Koordinierte Aktionen können nur ausgeführt werden, wenn die korrelierenden Aktionen gleichzeitig ausgeführt werden.
Die zur Herausbildung von Kommunitäten erforderliche psychische Minimalausstattung ermöglicht es dem einzelnen Individuum nicht, den Gegenstand zu verteilen, d. h. sowohl sich selbst als auch dem Artgenossen seinen Teil zuzuordnen. Zu dieser Leistung ist eine neue psychische Komponente erforderlich, die es dem Individuum ermöglicht, seine Zustände als Subjekt und als Artgenosse zu steuern und so gleichzeitig als Subjekt und als Artgenosse zu agieren. Die psychische Komponente ist das individuelle Bewusstsein. (Mehr>>)

Kapitel 7: Institutionalisierung
Mit der Einbeziehung der individuell erzeugten Gegenstände in die kollektive Arbeit werden die Werkzeuge zu Insignien ihrer Träger und dadurch zu gegenständlichen Trägern der gesellschaftlichen Beziehungen, welche die Individuen in der Produktion und im gesellschaftlichen Zusammenleben eingehen. Indem sich die individuellen Insignien von ihren Schöpfern trennen, gewinnen auch sie eine eigenständige gesellschaftliche Existenz als soziale Entitäten. Sie werden gegenständliche Träger tradierter gesellschaftlicher Funktionen, der Institutionen.
Institutionen sind der Existenz der ihren Schöpfern nachfolgenden Generationen vorausgesetzt und steuern deren Aktionen. Die Nachkommen eignen sich die vergegenständlichten sozialen Funktionen und Beziehungen an, indem sie diese individuell reproduzieren, sie „entgegenständlichen“. Durch die Aneignung erhalten die Insignien ihre kulturelle Funktion. Mit der Erzeugung von „Werkzeugen“, die primär der kulturellen Funktion dienen, entsteht die Welt der Kultur­gegenstände, die als gegenständliche Träger des gesellschaftlichen Bewusstseins das psychische Leben der menschlichen Individuen bestimmen. (Mehr>>)

Litsche; Georg A.: Theoretische Anthropologie

Grundzüge der theoretischen Rekonstruktion der menschlichen Seinsweise
Ladenpreis: € 35,00
2004. 532 S., 15 x 21 cm, Broschur
Lehmanns Media - LOB.de

ISBN 3-86541-000-6

 

“Theorethical anthropology” is the theoretical reconstruction of the sociological existence of the human being. It starts with biogenesis and shows that essential categories of human existence, like “the subjective”, “the objective”, “needs”, “actions” and “moving”, are already starting to form themselves within the development of the living being. It is especially shown that these aims of life as autonomous existing aims of living systems do not need to be started or inspired from outside. Reconstructing the evolution of life further more shows that categories like “controlling or directing action” or “psyche” are autonomous aims of animalistic beings as are equally the categories “human psyche”, “ideal reflections”, “symbol” or “motive” autonomous aims of human beings.
The reconstruction of human beings shows that their specifics can only be discovered as the beings of collective subjects. By doing this, the thought of Leontjev’s reconstruction of human consciousness is extended, and the social contents of its initial meaning in the context of the social actions of human individuals are kept..

 

Rezension zum Buch
Bertram Köhler hat auf seiner Website eine kurze Darstellung seiner Sicht auf das Buch publiziert.

Weiterführende Literatur:
Schrödinger, Erwin (2001): Was ist Leben ? Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet, Faber & Faber, Leipzig

© Dr. G. Litsche 2004
Letzte Bearbeitung: 18.10.2015