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Methodisches: Konstruktion und Rekonstruktion
Die Biogenese ist der
natürliche Prozess, in dessen Resultat das erste lebende System entstanden
ist. Die theoretische Rekonstruktion dieses Prozesses ist der
gedankliche Prozess, in dessen Ergebnis ein theoretisches Modell dieses
ersten lebenden Systems entsteht.
Bei einer einfachen Konstruktion eines theoretischen Modells eines
Systems ist die Reihenfolge beliebig, in der seine Elemente konstruiert und
dem Modell zugefügt werden. Das System muss erst funktionieren, wenn es
fertig ist.
Ein einigermaßen komplexes System kann nicht in einem Schritt konstruiert
werden, ebenso wenig wie ein lebendes System in einem Schritt entstehen
konnte. Gedankliche oder technische Systeme können im Prozess ihrer
Entwicklung Zwischenstufen durchlaufen, die nicht eigenständig
funktionieren. Wenn beispielsweise eine Uhr aus ihren Bestandteilen zusammen
gesetzt wird, ist keine Montagestufe funktionsfähig. Erst mit dem Einbau des
letzten Elements entsteht das funktionierende System.
Solche funktionsunfähigen Zwischenstufen konnte es im realen Prozess der
Biogenese nicht geben. Die auf diesem Wege entstehenden Systeme mussten
jedes für sich während der gesamten Zeit der Biogenese existenzfähig sein.
Die theoretische Rekonstruktion der Biogenese muss folglich auch die
Schrittfolge rekonstruieren, in der sich diese System herausbildeten.
Die Abfolge, in der die folgenden Seiten aufeinander folgen, sollte einer
mögliche Schrittfolge der Biogenese entsprechen.
Das theoretisches Modell eines Naturobjekts ist gedankliches Bild dieses
Objekts, das in Worten, Zeichnungen und anderen materiellen Gebilden
ausgedrückt wird.
Bei seiner
Konstruktion ist es zunächst erforderlich, dass das Modell selbst
funktioniert. Dann muss geprüft werden, inwieweit es mit dem modellierten
Objekt übereinstimmt.
Die Bauteile, aus denen das Modell erstellt wird, sind selbst wieder
theoretische Modelle. Sie werden ausschließlich der
Thermodynamik und
Kinetik
entnommen, ihre Funktionsfähigkeit wird vorausgesetzt.
Aus diesen werden hypothetische funktionelle Komponenten konstruiert, aus
denen Modelle hypothetischer biotischer Systeme zusammengesetzt werden. Dem
Prinzip des schrittweisen Vorgehens folgend wird es dazu kommen, dass dabei auch
Modelle konstruiert werden müssen, deren materielle Vorbilder nicht mehr
existieren. Da die rezenten biotischen Systeme als Vorbilder ihrer Modelle das Resultat einer langen
Evolution sind, kann ihre schrittweise Rekonstruktion erst am Ende einer
langen Schrittfolge erfolgen.
Es wird also Modelle von Objekten geben, die
als verschwundene "missing
links" anzusehen sein werden.
Bei der Rekonstruktion der Herausbildung biotischer Systeme aus chemischen
Systemen vertreten experimentell erzeugte Simulationen von möglichen
präbiotischen Übergangsformen wie Koazervate oder Mikrosphären diese missing
links.
Zur Sicherung einer hinreichenden terminologischen Konsistenz werden die
theoretischen Modelle mit eigenen Termini bezeichnet. Um die Darstellung
anschaulicher zu gestalten werde ich diese Termini soweit möglich aus der
natürlichen Sprache entnehmen. So werden in der theoretischen Konstruktion
als "Bläschen" bezeichnete Komponenten verwendet, deren reale
rezente Vorbilder Koazervate, Mikrosphären und ähnliche Gebilde sind. |
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